Sonntag, 9. April 2017

Grauer Einheitsbrei mit schwarzen Schlieren



Wenn das Ungeheuer, das immer in der Ecke lauert, hervorspringt und mich wieder einmal attackiert.
Wenn meine Tränen fließen, ohne dass ich ergründen kann, warum.
Wenn mich die Musik im Laden dermaßen nervt, dass ich die Ohropax aus dem Rucksack hervorhole und mir in die Ohren stopfe, um dem quakenden Gedudel zu entgehen.
Wenn ich Menschen und ihre Lautäußerungen nur noch unerträglich finde und mich am liebsten in ein dunkles Loch verkriechen möchte.
Wenn es mich wütend macht, dass überall Ängste geschürt werden, weil Angst mir die Luft zum Atmen nimmt und ich keine Angst mehr haben will.
Wenn ich mich hilflos und ausgeliefert fühle.
Wenn die Gedanken an bestimmte Menschen mich betrüben, weil ich ihr Verhalten nicht verstehe.
Wenn der Kloß in meinem Hals immer dicker und der Stein auf meiner Brust immer schwerer wird.
Wenn ich am liebsten meine Gedanken per Knopfdruck ausschalten würde, obwohl ich weiß, dass es dadurch nicht besser, sondern schlimmer werden wird.
Wenn draußen die Sonne scheint, aber sich in meinem Inneren nur ein grauer Einheitsbrei, versetzt mit schwarzen Schlieren, träge umherwälzt.
Wenn sich meine Energie im zweistelligen Minusbereich befindet.
Wenn es warm ist und ich doch von innen heraus friere.
Wenn ich mich, zum wiederholten Mal, wie ein zurückgelassenes Alien fühle, weil das Agieren der Menschen mich zunehmend befremdet.
Wenn ich darauf warte, dass ein Raumschiff erscheint, mich mitnimmt und zu einem Planeten bringt, auf dem es Wesen gibt, die mir nicht nur äußerlich ähneln.
Wenn ich mir das Leben einen winzigen Hauch leichter wünsche, als es ist.

Tja, dann krame ich in meinem Ordner mit den Gedichten. Heute habe ich eins ausgegraben, das schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Es passt. Zu gut für meinen Geschmack, aber das kann ich mir nicht aussuchen. Das Leben ist, wie es ist. Und an manchen Tagen, wie heute, ist es eben so, wie in dem Gedicht.

Nun, ich kann mich ärgern, dass ich dem Grund nicht auf die Spur komme, oder ich warte einfach ab, bis es wieder vorbei ist. Denn eines weiß ich aus Erfahrung sicher: Irgendwann hört es wieder auf und wird besser. Vielleicht, wenn ich Glück habe, schon morgen, vielleicht in einer Woche oder einem Monat. Wer weiß?

Ariana


© Foto & Text by Ariana Lazar 09/04/2017

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