Samstag, 7. Januar 2017

Eine sehr persönliche Bilanz 2016

Das erste Bild 2017 - Schneetreiben vor meinem Fenster
 

Warum es hier oft still ist bzw. bleibt


Mir wurde von einem lieben Menschen nahe gelegt, doch wieder etwas im Blog zu schreiben, weil der letzte Artikel schon wieder eine Weile her ist.

Nur was? Nicht, dass es mir an Ideen mangeln würde, das Gegenteil trifft eher zu. In meinem Gehirn überschlagen sich Gedanken und Ideen und die Vielfalt der Themen, die  innerhalb von Minuten in meinem Kopf herumschwirren, erschweren mir die Auswahl.

Vor einiger Zeit fand ich irgendwo im Netz eine, wie ich finde, ziemlich zutreffende Beschreibung, wie mein Gehirn funktioniert und die lautet übersetzt in etwa so:

Mein Gehirn funktioniert wie ein Internet-Browser:
Es gibt 12 offene Tabs.
5 davon reagieren nicht.
Ein GIF wird in einer Endlosschleife abgespielt.
Und woher kommt diese nervige Musik?

Hinzufügen würde ich, dass nicht nur eine Musik zu hören ist, sondern mindestens 5 Moderatoren auf einmal ihren Senf zu einem bestimmten Thema von sich geben. Natürlich aus unterschiedlichen Perspektiven, sonst könnte es ja langweilig werden.

Nachdem nun alle Unklarheiten verstärkt wurden, wende ich mich dem nächsten Teil zu. 😉

 

Warum sehr persönlich?


Eine einfache Antwort in einem Satz gibt es dazu nicht, da die Gründe vielfältig sind.

Der/das Blog war ursprünglich anders gedacht. Statt Vielfalt gibt es hauptsächlich Fotos mit den entsprechenden Texten. Das hat mit Kuddelmuddel jetzt nicht mehr wirklich viel gemein.

Ergo soll der Kuddelmuddel sich vermehren und das schließt ein, dass es sehr persönlich wird.

Drum sitze ich jetzt hier vor dem PC,
trink statt Kaffee gut gewürzten Tee
und wackel mit dem großen Zeh!
Oder so! 😃


2016 - ein Jahr im Rückblick


So vieles, an das man sich erinnern möchte, geht verloren, weil man nirgends aufgeschrieben hat, wann was geschah. Und so bleibt dieser Jahresrückblick naturgemäß unvollständig.

Januar 2016 - Das letzte Foto von Kitty

Januar - Februar


Eine schwere Zeit mit vielen Tierarztbesuchen, die ihren negativen Höhepunkt im Februar mit der Erlösung meiner langjährigen Wegbegleiterin und Gefährtin ihren traurigen Abschluss findet. Sie fehlt und manchmal sehe ich sie aus den Augenwinkeln oder spüre, wie sie ans Kopfende des Bettes springt und sich auf ihren gewohnten Schlafplatz legt. Es wird weniger, aber die Lücke bleibt.

Jeder Monat, und sei er noch so beladen mit Kummer, bringt Schönes hervor. Im Januar 2016 war dies ein Kinobesuch mit meiner Tochter, ein abendlicher Spaziergang im Schnee, sowie die unvermutete Sichtung eines Einhorns und ein goldener Sonnenuntergang.

Sogar der Februar hatte schöne Momente, allerdings nur spärlich durch Bilder dokumentiert. Der Trost und die Hilfe meiner lieben Nachbarin bei den Tierarztbesuchen und hinterher beim Abschiednehmen war Balsam für meine Seele und bleibt unvergessen.


März


Im März führte mich eine Kurzreise zur Creativa (mehr Creativa) nach Dortmund und ein Friedhofspaziergang mit meinem Sohn überraschte mit einer Fuchssichtung.


April


Ein seltsamer Monat, denn was schön und entspannend werden sollte, und worauf ich mich bereits sehr gefreut hatte, entpuppte sich nicht nur als Reinfall, sondern zeigte mir, dass es Menschen gibt, die sich immer noch schlechter benehmen können, als das, was mir bis dahin begegnet war. Traurig, dass der Mensch, an dem mir etwas liegt, nicht sehen will, mit was für einer Person er sich da verbunden hat. Nun ja, gegen, bewusste oder unbewusste, partielle Blindheit ist jeder machtlos.

Wunderschön war es dagegen wieder auf dem Leipziger Wolle-Fest. Strahlend blauer Himmel, ein Meer aus bunter Wolle, tiefenentspannte wollverliebte Käufer und Verkäufer garantierten einen wundervollen und gelungenen Tag.

Das erste zarte Grün, die ersten Blüten des Ahorns vor meinem Fenster und die bald üppig sprießenden Blumen habe ich in Bildern festgehalten.

Es gab Möhrentorte ohne Mehl, einen Ausstellungsbesuch und Katzensitting bei meiner Nachbarin. Leider lässt sich diese Katze absolut nicht streicheln.

Der alljährliche DDPP-Kongress war informativ und hochinteressant und die, ebenfalls alljährliche, Kirschblüte ein Fest für jedes Auge.


Mai


Wenn ich einen Jahreshöhepunkt wählen müsste, würde es mit großer Wahrscheinlichkeit der Mai werden. Vier Tage Amsterdam mit meinem Großen und das Wetter zeigte sich, trotz gegenteiliger Prognose, zum größten Teil trocken und sonnig.
Vier tolle, ereignisreiche Tage in einer weltoffenen und quirligen Stadt. Alleine die Erinnerung lässt mich sehnsüchtig seufzen.


Juni-November

 
Dieser Monat war der Anfang einer Reihe von furchtbaren Monaten. Die Monate davor wusste ich ja schon, dass die Fassadendämmung im Juni mit dem Aufbau eines Gerüsts beginnen würde. Monatelang fremde Menschen vor meinen Fenstern im dritten Stock. Wenn etwas einem wahrgewordenen Albtraum nahekommt, dann genau dieses Szenario

Es wurde noch schlimmer, als ich ohnehin befürchtet hatte. Die Bauarbeiten fingen schon morgens um sieben an und gingen bis abends um sechs. Und das sechs Tage in der Woche. Nur Sonntags wurde nicht gebohrt, gehämmert, geschrien und tonnenweise ekelhafter Staub im Hof verteilt. Teilweise war der Baulärm nicht einmal mit Ohropax zu ertragen und das Leben als moderner Höhlenmensch ist nicht das, was so mancher Romantiker sich vorzustellen vermag. Moderner Höhlenmensch, das hieß schlicht, dass ich die Vorhänge erst dann aufgezogen habe, wenn ich sicher sein konnte, dass sich keine Bauarbeiter mehr auf dem Gerüst tummelten.

Für einen lärmempfindlichen Menschen, der dazu einen Großteil seiner Zeit nicht wild auf die Gesellschaft seiner Mitmenschen ist, kommt ein solcher Lebensumstand einer Folter schon recht nahe.

Dazu kamen Querelen mit der Verwaltung und das Damoklesschwert des drohenden Einbaus neuer Fenster in meiner Wohnung. Meistens mag ich Menschen, aber Fremde in meiner Wohnung, die sich dann acht Stunden lang darin aufhalten, möglichst noch ohne meine Anwesenheit, das ist etwas, von dem ich sagen kann, dass ich es verabscheue. Zutiefst verabscheue!


Juni


Jedoch hatte selbst der Juni ein paar nette Begebenheiten in petto. Lieber Besuch, schöne Spaziergange und ein selbst gepflückter Wiesenblumenstrauß vom Nachbarn gegenüber.

Juli


Im Juli sorgte der Besuch des hier stattfindenden Armutskongresses für etwas Abstand zu den Bauarbeiten. Viel zu bedenken, zu viel zu beklagen und Wege suchend, etwas an den herrschenden Zuständen zu ändern.

Ein Abendbummel über den Alex bescherte mir ein paar fantastische Fotos.

August


Einmal lustwandelnd durch den Park von Sansoussi in Potsdam. Mit dieser Einladung überraschte mich mein jüngerer Sohn und so verbrachten wir einen entspannten, schönen Sommertag in diesem Schlosspark.

Auf der Festplatte gefunden habe ich Bilder von einem Regentag unterm Sonnenschirm eines Cafés. Wolkenbruch wäre wohl die treffendere Bezeichnung für dieses Ereignis.

Ende August gab es die ersten vom Herbst rot gefärbten Blätter. Wie schnell sich die Natur verändert.

September


Der einzige Anlass, zu dem ich Bilder habe, ist ein Ausflug mit Einladung zum Essen. Es gab leckeres Steak und das Wetter war toll. Sehr oft kann ich in diesem Monat nicht unterwegs gewesen sein, denn sonst mache ich immer zwischendurch Mal ein paar Fotos.

Oktober


Den Oktober habe ich, genau wie die Monate davor, hauptsächlich in meiner Wohnung verbracht. Nur das Kürbisfest in Schöneberg konnte mich rauslocken, ansonsten gibt es zwei, drei Bilder vom Chaos in meinem Wohnzimmer, das im Vorfeld der anrückenden Fensterbauer entstand.

November


Vor dem Anrücken der Fensterbauer habe ich bei einem Besuch in Frankfurt Kraft getankt. Zwei Tage auf der Kreativ Welt in Frankfurt und mein Großer mit Freundin als Gastgeber sorgten dafür, dass ich die dann folgenden Handwerkertage besser überstehen konnte. Ein toller Ballettabend rundete meinen Frankfurtbesuch ab.

Danach dann drei Tage lang Fremde in der Wohnung und jede Menge Lärm und noch mehr Staub.
Ab da folgte das große Auf- und Umräumen. Und putzen, putzen, putzen. Ich kann mir schönere Beschäftigungen  vorstellen um meine Zeit zu verbringen.

Somit sind wir fast am Jahresende angelangt, ohne einen Rückgriff auf das Jahr 2015 wäre die Bilanz aber nicht vollständig und so füge ich diesen hinzu.

September 2015 bis November 2016


Im November des Jahres 2016 kam tatsächlich der Bescheid über die Bewilligung des Persönlichen Budgets.
Insgesamt dauerte die Bescheiderteilung ab Antragstellung auf Weiterbewilligung 14 Monate. Damit geht der Sinn des Persönlichen Budgets verloren, denn das PB war ursprünglich als schnelle und möglichst unbürokratische Teilhabeleistung gedacht.

14 Monate, das ist eine zermürbend lange Zeit! Die Beantragung dieser Leistung,  vor allem jedoch die wiederholten Termine mit immer neuen Erklärungen, die ich abliefern musste, haben mich enorm viel Kraft, Energie und Lebensfreude gekostet. Und wären nicht noch andere davon abhängig gewesen, dass ich diese Leistungen erhalte, um die Leistung, die sie selbst in der Zwischenzeit erbracht hatten, ensprechend honorieren zu können, ich hätte darauf verzichtet. Mehr als einmal war ich kurz davor das Handtuch zu schmeißen.

Was Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen im Rahmen der Beantragung des PB zugemutet wird ist unmenschlich und selbst für einen Menschen ohne Behinderung kaum zu bewältigen. Hier werden Hürden aufgebaut, die ein einst so sinnvolles Mittel zur Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben von Menschen mit Behinderung in das Gegenteil verkehren.

Bei mir hatten die geballten negativen Umstände in den Monaten Juli bis November vor allem eins zur Folge: Rückzug. Rückzug in mich selbst und meine Wohnung mit nur noch geringstmöglichen Außenkontakten. Zeitweise bin ich nur für Familienangehörige erreichbar gewesen und nur durch das Internet war ich mit Menschen außerhalb dieses engen Kreises in reduziertem Kontakt. Überlebensmodus. Sicherung der puren Existenz, nicht mehr. So schlimm war es seit Jahren nicht und ich bin froh, dass diese Zeit endlich ein Ende gefunden hat.

Dezember


Ein rundum guter Monat. Der Überlebensmodus hat sich wieder in leben können verwandelt. Das erste Jahr seit Langem, bei dem ich nicht schon Wochen vor Weihnachten vor lauter Stress auf dem Zahnfleisch gegangen bin. Die meisten Weihnachtsvorbereitungen liefen relativ relaxt und stressfrei ab. Bis auf die letzten zwei Tage vor Heiligabend, aber das war erträglich.

Ein ruhiges, friedliches Fest mit viel gutem Essen, liebem Besuch einer jungen Australierin, ohne Hektik, TV und Musik, dafür mit viel reden und lachen entschädigt dafür allemal.

Und weil ich endlich einmal nur zwei statt drei Tage lang für die Unterhaltung und Versorgung der ganzen Familie zuständig sein wollte, hatte ich mich entschlossen, am zweiten Feiertag essen zu gehen. Das habe ich dann auch am zweiten Weihnachtstag mit meinem jüngeren Sohn getan und habe es sehr genossen. Ich glaube, eine neue Tradition wurde geboren, denn wie heißt es doch:

Wer die alten Traditionen nicht mag, muss sich selber neue schaffen. Oder so ähnlich.😃

Den Abschluss des Jahres bildete ein Opernbesuch mit der ganzen Familie. Diesmal stand Ballett auf dem Programm der Deutschen Oper. Der Nussknacker von Tschaikowsky.

Tschaikowsky bringt mich zu Schwanensee und Schwanensee zurück in meine Kindheit. Zum ersten Mal gesehen habe ich Schwanensee, als ich noch ganz klein war. Im Fernsehen in schwarz-weiß, als ich ausnahmsweise einmal bei meinen Großeltern übernachtete. Viel Platz gab es da nicht. Wohn- und Schlafzimmer bildeten einen Raum und zwischen der ausgezogenen Schlafcouch und der Wand zur Küche war mir ein weicher Schlafplatz auf dem Boden bereitet worden. Die Musik und das Ballett haben mich so beeindruckt, dass ich monatelang danach noch getanzt habe und unbedingt ins Ballett wollte.

Das bildet eine meiner frühesten und gleichzeitig schönsten Erinnerungen an meine Kindheit, wahrscheinlich liebe ich deshalb die Musik von Tschaikowsky so sehr.

Und so endete das Jahr 2016 für mich persönlich versöhnlich.

Als fotografischer Abschluss hier eines der letzten Bilder des Jahres 2016. Das Foto zeigt das wohl älteste Schmuckstück meines Weihnachtsbaumes. Der kleine Engel auf der Wolke hing schon bei meiner Großmutter am Baum und ging nach ihrem Tod in meinen Besitz über. Seitdem hängt er jedes Jahr weit oben in meinem Baum.

Engel mit Laterne auf einer Wolke


Randbemerkungen:
Ereignisse zu denen bereits Artikel auf dem Blog stehen, habe ich verlinkt. Bei einigen Ereignissen werde ich vielleicht noch Artikel schreiben oder Fotos hochladen.

Viele schöne Erinnerungen im vergangenen und kommenden Jahr wünsche ich mir und jedem geneigten Leser.

Ariana

© Fotos & Text by Ariana Lazar 01/2017

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